Tiefe Ringe in mein Gesicht gegraben, müde Augen, wirre Haare, wirre Gedanken, wirres Leben, wirre Liebe, wirres Wirrwarr. Aufstehen, fertig machen, Schule, Freizeit, schlafen gehen. Ewiger Trott, immer gleicher Alltag, unverändert. Und doch ist nichts wie immer, alles wieder aufs Neue anders, überraschend. Oder? Wer braucht nicht ab und zu Veränderung? Am Ende vergreist man, ist verkalkt von seinem eigenen Leben, alles wie 'damals'. Wär schade um die Zeit, die uns bleibt, in der wir so viel erleben können, in der wir jetzt schon so viel erleben dürfen, ausprobieren, versuchen, machen, in der wir scheitern, weitermachen, etwas schaffen, glücklich sind. Oder zumindest sein könnten. Hier und jetzt sind wir und hier und jetzt sollten wir sein. Nicht in gelebten Geschichten, abgeschlossenen Geschehnissen, nicht in ferner Zukunft irgendwo anders, sondern hier. Man verpasst am meisten, wenn man immer denk, dass man alles verpasst. Man merkt nicht mehr merkt, was man erlebt, sondern immer nur den Gedanken nachhängt, was man doch alles erleben könnte. Muss man sich denn immer am Leben Anderer orientieren? Jeder für sich alleine und trotzdem alle zusammen. Zeit für sich, Zeit für Andere, Zeit für Beides zusammen. Zeit für Freunde, Zeit für Zeit. Zeit zum entspannen, zum Musik hören, zum ins Theater gehen, Zeit um zu lieben, zu vergeben, zu geschehen lassen, sich zu freuen, zum traurig sein, zum wieder aufrappeln, Zeit für Andere, Zeit für Niemanden, Zeit für Gutes, Zeit für Schlechtes. Und nicht immernur Zeit zum jammern. Bringt doch nichts, von jammern wird nicht einfacher, nichts wird dadurch besser, man verschwendet damit nur Zeit, um das zu Bejammernde aus der Welt zu schaffen. Lieber versuchen drüber zu lachen. Drüber hinwegzukommen. Es zu verarbeiten. Oder einfach sich die Zeit mit etwas anderem vertreiben. Oder mit jemand anderem. Je nach dem. Ablenken, weg gehen, Dinge auf sich zukommen lassen, vom Alten ablassen, Neues zulassen, Türen und Fenster weit aufmachen, Spaß haben, tanzen gehen, feiern, das Leben genießen. Dazu ist es doch da. Wer auch immer für das Ganze hier verantwortlich ist, wollte bestimmt nicht, dass wir Menschen uns immer nur beschweren. Über alles, über jeden, über das Wetter, über die Kosumgesellschaft, über die zu hohen Anforderungen, über die heutige gesamte Welt, über die banalsten Dinge. Was hat das denn für einen Sinn? Anstatt dass man sich über Dinge freut suchen wir andere Dinge, die uns stören und halten uns daran fest, machen sie groß, machen damit alles kaputt. Lieber mal über diese Sachen hinwegsehen, alles so nehmen, wie es kommt, nicht so verklemmt sein, alte Ansichten über den Haufen werfen, sich inspieren lassen von der Welt um uns rum. Dafür ist sie doch da. Oder etwa nicht?
Amen.
AntwortenLöschenIch finde das extrem gut.
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